Nr. 27-01 (1999)

Buddhismus und Religionswissenschaft

Nr. 27-01 (1999)

von Prof. Dr. Helga Deppe-Wolfinger,
Vizepräsidentin der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main

Grußwort an das Internationale Symposion: Frauen im Buddhismus,
7. – 9. Febr. 1997, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main.

Das wissenschaftliche Gespräch unter Weltreligionen hat in Frankfurt Tradition. Schon in den zwanziger Jahren versuchten sich jüdische und christliche Denker im Dialog, diskutierten, stritten freundschaftlich und hartnäckig, lernten einander kennen und schätzen. Für die Stadt Frankfurt und die Universität waren diese guten Beziehungen ein Gewinn. Anderswo galten sie eher als

befremdlich, wenn nicht gar anstößig. Eigenartig war nur eines: diese zukunftsweisende Religionswissenschaft war unter dem Dach der Philosophie angesiedelt, nicht an der theologischen Fakultät. Denn die gab es nicht an der Frankfurter Universität, noch nicht. Die bürgerlichen Stifter hielten diese nicht für notwendig, ja sie glaubten Theologie sei einer modernen Wissenschaftspflege abträglich. Erkenntnis, nicht Bekenntnis sollte in Fankfurt gelehrt und gelernt werden. Diese Überlegung war verständlich in einer Zeit, da die Berufung von Wissenschaftlern auch von ihre Konfession bestimmt wurde. Heute ist das anders. Gerade unsere beiden theologischen Fachbereiche haben den interreligiösen Dialog aufgenommen, der nach 1933 in Deutschland vernichtet schien. Seit Jahren bieten unsere beiden Fachbereiche in einer Fülle von Veranstaltung, allen interessierten die Möglichkeit andere religiöse Traditionen und Kulturen kennenzulernen. Und sie tun dies mit wachsendem Erfolg. Ich erinnere nur an „Theologie Interkulturell“ und an die Vorlesungsreihe zum Buddhismus in diesem Semester. Am anderen sich selbst kennenzulernen, dieses Motto gilt nicht nur für Religionen. Es paßt auch auf das Verhältnis zwischen Mann und Frau. Lange Zeit kamen die Frauen in der Kulturgeschichte der Welt einfach nicht vor. Nun haben sie selbst sich zum Thema gemacht in der Kunst, in der Religion in der Gesellschaft und in der Wissenschaft. Zwar sind wir auch an den Universitäten von Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern noch weit entfernt. Einige tausend Jahre Geschichte lassen sich eben nicht so schnell verändern. Aber da die Forschung gerade verkündet hat, der Mann sei evolutionsgeschichtlich eigentlich nur eine nicht ganz gelungenen Version der Frau haben wir, vor allem wir Frauen für die Zukunft doch gute Chancen. Sie wollen sich heute dem wichtigen Thema , Frauen und Buddhismus zuwenden. Sie beginnen mit der, für mich zunächst etwas rätselhaften Frage: Was ist cool an Buddha? Am Ende dieses Symposiums werden Antworten stehen zu dem spannungsvollen Verhältnis von Tradition und Moderne, von Eigenem und Fremden, von Kultur und Religion, dieses jedenfalls wünsche ich dem Symposium und eine ganz intensive Arbeit in diese Richtung.

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