Nr. 257 (2020)

Begegnung mit dem Heiligen  auf der Pilgerreise des Nath Yog Yogiraj SatGurunath Siddhanath

Nr. 257 (2020)

Von Monika Nawrot

Edmund Weber zum 80. Geburtstag gewidmet

  1. Einleitung

Seit einiger Zeit ist festzustellen, dass in modernen religiösen Organisationen oftmals eine „höhere Wirklichkeit“ gelehrt wird, die eine alle Religionsgrenzen transzendierende Wahrheit voraussetzt. In der heutigen Religionswissenschaft überwiegt seit ihrer Neuausrichtung als Kulturwissenschaft jedoch die Tendenz, religiöse Phänomene naturalistisch

auf das empirisch Fassbare zu reduzieren und den Wahrheitsgehalt von religiösen Aussagen in Frage zu stellen, weil ein überempirisches, aber möglicherweise dennoch existierendes und Kulturgrenzen transzendierendes Phänomen nicht falsifizierbar ist. Hier stellt sich die Frage, ob es eine Erfahrung des Heiligen in einem profanen Verständnis geben kann. Auch wenn das Wort „Spiritualität“ anstelle des Begriffs „Religiosität“ verwendet wird und damit eine sich nicht als traditionell religiös verstehende „Spiritualität“ gemeint wird, gehen beispielsweise indische Yogameister und Nath[1] Yogis wie Yogiraj[2] SatGurunath[3] Siddhanath[4]  von einer Existenz heiliger Orte, Göttlichem, Göttern, Gott, guter und böser Geister sowie transzendenten Wesen aus. So will Yogiraj SatGurunath Siddhanath, der bereits im Alter von drei Jahren spontane erleuchtete Zustände erlebt und mit  vier Jahren viele Stunden in der Meditation verbracht haben soll, „die materielle Welt im kommenden neuen Zeitalter in die himmlischen Gefilde spiritueller Wahrheit führen“.[5]

Das Moment des Religionserlebnisses war für das Religionsverständnis des Marburger Theologen und Religionswissenschaftlers Rudolf Otto (1869-1937) von großer Bedeutung. Otto warb dafür, die Religion als eigenständiges Kultursegment ernst zu nehmen und versuchte, das Heilige von dem Empfinden her zu deuten, welches sein Erscheinen auslöst. Er gab sich nicht mit psychologischen Deutungen zufrieden, sondern suchte religiöse Vorgänge aus der Gotteserfahrung zu deduzieren.[6] Die Konzeption des „Heiligen“ sollte als eine Chance für die Renaissance offener und toleranterer Formen in einer vergleichenden Religionswissenschaft erneut stärker zur Geltung kommen. Um mit Wolfgang Gantke zu sprechen, kann die Transzendenzoffenheit „in einem interkulturell offenen Horizont ohne Zweifel ein Türöffner für neue und fremde Heiligkeitserfahrungen sein“.[7] Edmund Weber betont: “Verkehrung und Verdrängung des Heiligen sowie die dagegen gerichteten Revolten der Entbergung desselben bestimmen die Geschichte auch der traditionellen Religionen und insbesondere die indischer Religionsgeschichte, die in der Hindukultur, wie es heute heißt, ihren Ausdruck gefunden hat.“[8]

Im Folgenden werden einige Erzählungen von Yogiraj SatGurunat Siddhanath über das Treffen mit seinem Meister Babaji  dargestellt. Des Weiteren wird seine Beziehung zum Heiligen angesprochen. Sodann folgt ein Abriss über die von Yogiraj gegründete Hamsa Yoga Sangh.

Yogiraj Satgurunath Siddhanath (Foto: Andrea Smith)

  1. Kindheit des Nath Yogis SathGurunath Siddhanath

SatGurunath Siddhanath, der von seinen Anhängern nur Nath genannt wird, wurde am 10. Mai 1944 in Indien geboren. Vor seiner Geburt hatte seine Mutter als Segnung heilige Vibhuti-Asche von der heiligen Feuerzeremonie erhalten, welche zu Ehren von Shiva Goraksha Babaji durchgeführt worden war. Sie nahm einen Teil der Vibhuti-Asche zu sich, den anderen hingegen bewahrte sie in einer Vorratsdose auf. Seine Mutter beschäftigte sich mit Astrologie und sagte ihm stets, dass die Sterne bei seiner Geburt so gestanden hätten, dass er nicht umhin könne, zu meditieren und das spirituelle Leben eines yogischen Familienvaters zu führen, wie es auch der Kriya-Meister Shri Yukteswar getan hatte. Sie glaubte auch, dass diese Geburt dem Willen von Shiva Goraksha Babaji entsprochen habe und deshalb gesegnet sei.[9] Des Weiteren sollen große Heilige und Astrologen, die Yogirajs Großvater besuchten, seine Geburt prophezeit und vorausgesagt haben, dass sein Enkel zwar in königlichen, prunkvollen Umständen geboren, auf Elefanten reiten und mit Edelsteinen geschmückt werde, doch letztendlich den Weg der Entsagung einschlagen solle: „Er würde das Sanatana Dharma (die ewige Wahrheit) in seiner wahren Essenz ohne die religiösen und ritualistischen Fallstricke verbreiten und damit der Menschheit großen Nutzen erweisen.“[10] Nach eigener Darstellung wuchs er in einer hochstehenden aristokratischen Familie im Staat Gwalior auf und hatte viel Zeit, den großen Epen wie dem Ramayama und dem Mahabarata, welche in Indien von Eltern und Großeltern tradiert werden, zu lauschen. Seine Mutter erzählte ihm auch Legenden von Siddharta Gautama, dem späteren Buddha. Das Geburtsdatum von Siddhartha Gautama ist unklar. Dennoch gibt Yogiraj SatGurunath an, er wurde im selben Monat geboren wie der Erleuchtete und die Geburtstage lagen zeitlich nicht weit auseinander. Die Buddha-Legenden sowie die Erzählungen über Rama und Krishna beeindruckten Yogiraj sehr. Yogiraj begann, inspiriert durch ein Bild Shivas, auf dem dieser sich in tiefer Meditation befindet, nachts lange zu meditieren und setzte sich morgens zu seinem Großvater, um die Sonne mit Opfergaben zu verehren.[11] Das umfangreiche Wissen seines Vaters über die Bhagavadgita inspirierte ihn, „die heilige und ewige Philosophie Indiens zu studieren.“[12] Die Bhagavadgita (der Gesang des Erhabenen, das Lied Gottes, Ausschnitt aus dem 13. Buch des Mahabaratha) ist ein philosophisches Lehrgedicht, das von vielen Menschen als heilig betrachtet wird. Sie ist ein Gespräch zwischen Krishna, der den ewigen Geist repräsentiert, und seinem Schüler Arjuna, der für das Denken steht. Krishna zeigt diesem die Wege von Erkenntnis, Gottesliebe, selbstlosem Tun und Meditation, welche die klassischen Hauptwege des Yoga sind. Das sechste Kapitel stellt eine große Unterstützung für Yogiraj SatGurunaths Yoga-Übungen bereit.[13]

  1. Begegnungen mit göttlichen Wesen

In seiner Autobiografie „Flügel zur Freiheit. Reise eines Nath Yogis“[14] berichtet Yogiraj SatGurunath Siddhanath über seine Pilgerreise im Himalaya  sowie die Begegnungen und Erfahrungen auf der Suche nach seinem Meister. Auf einer solchen Reise leben Yogis nur von sehr wenig Vorräten und Spenden von Menschen, die ihnen auf dem Weg begegnen. Gurunaths Meinung nach wird ein Yogaschüler, der ernsthaft und regelmäßig übt, nicht nur die Segnungen der Meister anziehen, sondern auch Fortschritte in der Selbsterfahrung machen, weil Erfahrungen Bezugspunkte seien, „die individuelle Seele auf ihrem Entwicklungsweg anzuspornen.“[15] Im Alter von 23 Jahren war Gurunath aufgebrochen, um dem erhabenen Wesen zu begegnen, das den Namen Shiva Goraksha Babaji trägt, der persönliche Aspekt und die universelle Istheit des absoluten Bewusstseins Shivas[16]: „Mein Weg begann an der heiligen Flussmündung von Rudraprayag. Von dort legte ich die Reise teils zu Fuß und teils mit Fahrzeugen zurück. Ich wanderte durch den Kiefernwald und ein leichter Wind erhob sich. Erinnerungen an die yogischen Bemühungen im Himalaya aus früheren Leben stiegen in mir auf. Ich bewegte mich abseits der bekannten Wege, und die Tannenzapfen und Beeren, die unter meinen Schritten zerdrückt wurden, verströmten einen wunderbaren Duft. Es war eine berauschende Erfahrung, dass mich meine Gedanken an die Vergangenheit überkamen und ich erfuhr ein überwältigendes Einheitsbewusstsein mit der Natur (…) Die ganze Umgebung war Meditation.“[17]

In dieser Erfahrung deutet sich eine Parallele zu der japanischen religiösen Organisation Seicho-No-Ie an, bei der ein Einheitsbewusstsein mit Gott und Natur eine bedeutende Rolle in der Lehre des Gründers Masaharu Taniguchi spielt. In der praktizierten spirituellen Tradition der von Taniguchi entwickelten Shinsokan-Meditation sollen eigene geistige Schwingungen mit göttlichen Schwingungen in Einklang gebracht werden. Dies soll als Weg mystischer Erfahrung dienen, das wahre Wesen des Menschen und aller Dinge ergründen zu können. Diese Erfahrung wird bei Seicho-No-Ie gemäß der Lehre mit der „Wahrheit des Eins-Seins-in Gott“ verbunden.[18] Da harmonisches Leben aber nicht nur mit den Mitmenschen stattfinden soll, sondern auch mit der Natur, wurde vor einigen Jahren ein neuer ökologischer Diskurs übernommen. Mittels Überlieferungen und Praktiken wird versucht, im Einklang mit der Natur zu leben, mit dem Nebeneffekt, einen positiven Beitrag zur Umweltproblematik zu liefern.

„Und weiter ging meine Wanderung. Unterwegs badete ich in Flüssen des Gebirges und gelangte schließlich nach Badrinath, dem heiligen Ort der Spiele von Gott, Shiva und Göttin Parvati. Der Legende nach fand die Göttin Parvati einst das Göttliche Wesen Narayana in Gestalt eines Kindes, sie zog es auf, und Shiva gab Narayana den Segen, an diesem Ort zu bleiben und ihn für sein Göttliches Spiel (Lila) und für seine Meditation zu nutzen. Gott in Form von Narayana und Nara verweilt in Meditation zum Wohlergehen der ganzen Welt. [19] Er erscheint als Krishna und Arjuna. Auf der Ebene der inneren Bedeutung jedoch meditiert das Göttliche Kosmische Wesen Krishna Narayana für das Wohlergehen und die Evolution von Nara, d. h. der gesamten Menschheit.“[20]

Badrinath ist ein am Alaknanda-Fluss gelegener Ort im indischen Bundesstaat Uttarakhand. Innerhalb dieses Ortes befindet sich auf einer Höhe von 3.500 Metern der Badrinath-Tempel, der im Winter tief verschneit ist. Der Badrinath-Tempel ist der Gottheit Narayana geweiht. Narayana  herrscht als höchster Gott über die Menschen und das Universum. Er ist eine Bezeichnung Gottes in seinem Aspekt als Urwesen (erstgeborenes Wesen der Schöpfung), von dem alles ausgeht. Narayana wird oft als eine Manifestation von Krishna bzw. Vishnu betrachtet.[21] Die hinduistische Überlieferung kennt aber auch die Doppelform, dass Narayana zusammen mit Nara erscheint. Hier kommt die Vorstellung zum Ausdruck, dass Nara als Seele des Menschen der ewige Begleiter des Göttlichen ist. Die Erlebnisse Narayanas in Badrinath, seine göttlichen Spiele (lilas) und der Segen von Shiva, den Ort für seine Meditation zu nutzen, sind kein historisch einmaliges Ereignis, das der Vergangenheit angehört. Es dauert bis heute an. Badrinath ist demnach ein Ort, an dem sich das Heilige zeitlos durch die Taten der Menschen manifestiert.

„In Badrinath hielt ich mich eine Weile auf, um mich an das Klima zu gewöhnen. Tagsüber ging ich in den Badrinath-Tempel, um zu meditieren. Als ich den Tempel im Uhrzeigersinn umrundete (Pradakshina)[22], erblickte ich ein ungemein ehrfurchteinflößendes Bild eines gewaltigen Siddhas, dessen verfilzte Haare mit Schnee bedeckt waren. Jede Rudrakshaperle seiner Mala trug einen Hauch Schnee. Ja, dieses Foto hatte ich in meinem unterirdischen Meditationsraum in Sinhagad, Poona. Es war kein anderer als der gewaltige Raja Sundernath. Voller Ehrerbietung und Bewunderung stand ich vor dem Bild dieses Göttlichen Yogis aus der Tradition von Gorakshanath. 1924 war er der Abt (Mahant) des Goraknath-Tempels in Gorakpur gewesen, der zu einer Nebenlinie der Goraknath Yogis, nämlich den Dharam Naths, gehört.“[23]

Das Heilige selbst offenbart sich hier nach dem rituellen Umschreiten (pradakshina) des Tempels in Gestalt eines Yogis des Himalaya. Auch die Verkörperung des Raja Sundernath ist durch das Heilige selbst erwählt worden. Er offenbart sich, um eine Begegnung zwischen ihm und  Gurunath zu ermöglichen. Das Handeln des Heiligen, eine Kontaktaufnahme zu gewährleisten, reduziert sich jedoch nicht nur auf den Badrinath-Tempel, sondern erfolgt auch an anderen Orten. Dies zeigt sich in den weiteren Ausführungen von Gurunath:

„Nach und nach erwachte ich wieder aus diesen Betrachtungen und wanderte weiter nach Charan Paduka, einem anderen heiligen Ort, an dem Rama, der siebte Avatar Vishnus, während seines Aufenthalts im Himalaya verweilt hatte. Die Höhle, die ich ‚Jhilmilee Gufa‘ nenne, befindet sich am Fuß des Nilakanteshwar-Berges (ein Name für Gott Shiva, dessen Kehle blaugefärbt ist). Es gab einen Trampelpfad, der immer steiler wurde. Je mehr ich in diesen stillen Raum hineinwanderte, desto tiefer wurde mein Gewahrsein. Es war, als würde ich eine himmlische Sphäre betreten, um die es sich auch tatsächlich handelte. Es war eine andere Dimension, in der ich mich so leicht voranbewegte, und die Luft, die ich einatmete, war ganz anders, frisch und von einer anderen Welt. (…) Je weiter ich kam, umso mehr wuchs in mir die Gewissheit, dass Babaji Lord Shiva selbst ist. Als ich den Gipfel erreicht hatte, war ich müde und erschöpft. Von den tiefer gelegenen Bergen aus, nahe der Höhle, konnte ich das ganze Panorama des Himalayas erblicken. Es sah aus wie die Zähne von Shiva, die von einem Ende zum anderen reichten, und erinnerte mich an Shivas Lachen. Ich erreichte einen sanften Abhang und hatte das Gefühl, ich könnte mich herabgleiten lassen und in den ewigen Raum fliegen, hinweg über schneebedeckte Berge und noch über die Wolken hinaus. Ich war sehr erschöpft und legte mich auf den Rücken, um Atem zu holen, während sich die Abendsonne hinter den Wolken verbarg. (…) Mein Gefühl sagte mir, es sei nicht angemessen, dass ich auf dem Rücken liege. Also drehte ich mich unter großen Anstrengungen in die Bauchlage und machte Shastanga Pranam (eine Huldigung, bei der man die Hände zusammenlegt und sich der Länge nach auf dem Boden niederwirft)[24]. Voller Staunen und Ehrfurcht fragte ich ihn: „‘Wer bist Du?‘ Diese Frage stellte ich dem namenlosen Wesen, dieser erhabenen Präsenz. Und daraus sprudelte wie ein Springbrunnen eine Ode. Englisches Original:

Who art thou? I know thee not.

Andy et I am of thee

I cannot comprehend thee, Lord

Thou Emperor of Divinity

I sit and melt in silence

Of thy love, O Infinite

Make me thy Truth

Make me thy Love

Eternal Lord of Light

Er sagte:‘ Für wen du mich auch halten magst, das bin ich für dich.‘ Auch wenn mein Ego, meine Gefühle sich auf Shiva, Ganapati, Christus und Buddha beschränken, ist er jenseits von Christus und Buddha, weil Er im Grunde ‚Nicht-Sein‘ ist. Unser Verständnis ist begrenzt du ebenso unser Denken, da Er so unendlich ist, dass er nichts ist. Dennoch ist er die Quelle von allem. Selbst wenn man alles von Ihm nehmen würde, wäre er immer noch vollkommen.

Om[25] purnamada purnamidam

Purnat purna mudachyatae

Purnasya purna madaya

Purna meva vashisyathae

Das war Er! Ich konnte seine energetische Ladung nicht aushalten. Deshalb sah ich Ihn durch meine Verbindung aus meinem früheren Leben und meine Lippen formten die richtigen Worte und meine Stimme sagte: ‚Shiva Goraksha Babaji.‘ Kaum hatte ich diese Worte gesagt, da erklang Seine Stimme im Gewölbe meines Herzens und in den umgebenden Bergen: ‚Tathastu, Tathastu![26]

In dem Dokumentationsfilm, in dem er an Originalschauplätzen über sein erstes Treffen mit Babaji berichtet, ist in Yogiraj SatGurunaths Stimme eine förmliche Ehrerbietung zu spüren, wenn er über dieses Ereignis spricht.[27] Das Heilige macht sich hier für seinen Verehrer konkret erfahrbar, indem es ihm eine Manifestation gewährt. Nachdem Yogiraj SatGurunath Raja Sundernath in einer für ihn begreifbaren Gestalt als ehrfuhrchteinflößenden Siddha erblickte, konnte er Shiva Goraksha Babaji in einer für ihn anthromorphen Form begegnen.

In dem Kapitel „Die Vorbereitung des inneren Meisters“ schreibt Yogiraj: “In meinem Gebet an Lord Shiva sehnte ich mich danach, durch mühelose Bemühungen mit Ihm zu verschmelzen (das bedeutet Shramana, und Shiva ist der Höchste Shramana und höchste Asket, ohne dessen Opfer die Schöpfung sich nicht spirituell weiterentwickeln würde). Tagein tagaus strebe ich nach dem Ziel, Gott zu begegnen, und fasste die Absicht meines Lebens darin zusammen, das Göttliche in diesem Leben zu finden, selbst wenn es bedeuten sollte, dafür mein Leben aufs Spiel zu setzen.“[28]

Yogiraj berichtet über zahlreiche weitere Begebenheiten auf die hier nicht näher eingegangen werden kann wie die Begegnung mit der Göttin Durga beim Kleiderwaschen,  die Erfahrung mit der Heiligen Zanayabai, der spirituelle Kampf mit der Yogini Velsa, die Begegnung mit Anandamayi Ma, die Erfahrung mit dem Christus in Jesus, die Meditation mit Shiva Bala Yogi, die Begegnung mit dem Löwen von Judäa, Haile Selassie und die Begegnung mit einem Wunderwirkenden Ambha Baba.

  1. Die neun unsterblichen Naths

Die neun Naths, welche „die alten der Tage“ genannt werden, sollen aus der göttlichen Essenz jenes „Wesens“ bestehen, über das man nichts aussagen kann. Diese unsterblichen Gottheiten sollen stets über das Wohlergehen und die Entwicklung der Schicksale der Nationen und ihrer Bewohner wachen. Da sie aja (ungeboren) sind, können sie folglich nicht sterben. Nachfolgend eine Übersicht über die himmlische Hierarchie:

Lord Shiva

         Parvati               Alakh (Kartik)

Maha-Maya                                       Vishnu

Chandrasoma                                                           Brahma

Adi-Shesha                                                               Ganesh

Als die entsprechenden neuen unsterblichen Naths sollen sie sich wie folgt manifestieren:

Shiva Goraksha Babaji

Udai Nath                  Kartikeya

Matsyendra Nath                              Rama (Shel Nath)

Chowrangee Nath                                                    Satya Nath

Achalachambu Nath                                                                         Kanthad Nath[29]

Die Traditionsfolge der Naths stellt einen der ältesten yogischen Asketenorden dar, dessen Ursprünge sich in den Anfängen der Geschichte verlieren soll. Die Nath Siddhas leben in vielen abgeschiedenen Teilen Indiens, vor allem im Himalaya. Zur Inspiration der Menschheit und für zukünftige Generationen existieren neun heilige Schreine (samadhis) im Himalaya, die mit der Nath-Tradition verknüpft sind. Das sind Amarnath, Kedarnath, Badrinath, Pashu-Patinath, Kailashnath, Tunganath, Rudranath, Vishvanath (Kashi) und Jagannath. Die neun Naths sollen sich in fortwährender Meditation in den Bergen des Himalaya befinden.[30]

  1. Die Hamsa Yoga Sangh (Siddhanath Yoga Parampara Deutschland e. V.)

Die Hamsa[31] Yoga Sangh ist eine von Yogiraj SatGurunath Siddhanath gegründete spirituelle Organisation. Sie lehrt Kriya Yoga[32] nach der Tradition der Himalaya Nath Yogis mit dem Ziel der Erweckung eines tieferen Verständnisses der allen Religionen zugrundeliegenden

Satsang auf dem Lohrberg (Foto: privat)

Harmonie. Hamsa bedeutet Schwan oder Seele, in diesem Fall auch Schüler. Sath Gurunaths Intention besteht darin, die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins zu fördern. Zentren unterhält die Hamsa Yoga Sangh in Indien, Italien, England, den USA und seit 2005 auch in Deutschland (Siddhanath Yoga Parampara Deutschland e.V.).[33]  In den offiziellen deutschen Hamsa-Yoga-Sangh-Zentren in Berlin, Überlingen und in Wuppertal  unterstützen 15 von Yogiraj SatGurunath Siddhanath initiierte Lehrer seine Mission für Weltfrieden und unterrichten Yoga auf insgesamt 5 Stufen. Diese Stufen spiegeln die von den Lehrern unterrichteten Stadien wider und zeigen an, welche Einweihungen gegeben werden dürfen. In den entsprechenden Zentren können sein klassischer Kriya-Yoga, Siddhanath Hamsa Yoga, Siddhanath Surya[34] Yoga, Hamsa Asanas[35] sowie die Erdfriedensmeditation[36] erlernt werden.

Die Erdfriedensmeditation nach Yogiraj SatGurunath wird weltweit an jedem dritten Samstag eines Monats von allen Zentren der Hamsa Yoga Sangh angeboten. Die Anleitung zu dieser Meditation kann von der Homepage siddhanath.de heruntergeladen werden. Begleitet werden die Meditierenden dabei mit einer besonders kraftvollen Energieübertragung (shaktipat) des Meisters. In den entsprechenden Zentren führen die Lehrer und Lehrerinnen durch die Meditation. Auch an Vollmondtagen findet eine Shaktipat-Übertragung durch Yogiraj SatGurunat Siddhanat statt.[37] Die Fotos zeigen ein Satsang mit Yogiraj SatGurunath Siddhanath auf einer Streuobstwiese des Frankfurter Lohrbergs. Hier haben sich am 23. Mai 2017 einige am Hatha- sowie am spezielleren „Siddhanath Hamsa“-Yoga Interessierte eingefunden.

Satsang auf dem Lohrberg (Foto: privat)

 

  1. Fazit

Obwohl die Historizität der Erzählungen über die unsterblichen Naths fragwürdig ist, ist bei den genannten Fällen der Erfahrungen Yogiraj SatGurunath Siddhanath erkennbar, dass sich das Heilige für seine Verehrer konkret erfahrbar macht. Es wird eine höhere Wirklichkeit angenommen, welche eine transzendierende Wahrheit voraussetzt. Das Heilige, sei es tremendum oder fascinans, ist überall zu finden und wird wie in den genannten Fällen prinzipiell subjektiv erlebt. Daher sollte die fundamentale Konzeption des „Heiligen“ in einer vergleichenden Religionswissenschaft erneut stärker zur Geltung kommen. Um mit Edmund Weber zu sprechen hat gerade die Missachtung dieses Heiligen dazu geführt, “daß die säkularistische Kultur einem humanistischen Fortschrittsglauben huldigend nicht in der Lage war, die Entstehung barbarischster Formen von Unkultur zu erkennen, geschweige denn zu verhindern.“[38] Deshalb ist die komparatistisch orientierte Religionswissenschaft in der Lage, eine fachlich übergreifende und objektivierte Darstellung des gesamten, in sich komplexen Phänomens zu erstellen, ohne die einzelnen bestimmenden Faktoren in einer Wertung gegeneinander auszuspielen.

 

Literatur

Gantke: Wolfgang: Das Heilige als Grundlage eines interkulturell verallgemeinerbaren religiösen Humanismus. In Thomas Schreijäck/Vladislav Serikov (Hg.): Das Heilige interkulturell. Perspektiven in religionswissenschaftlichen, theologischen und philosophischen Kontexten, Ostfildern 2017, 415-428.

Mittwede, Martin: Spirituelles Wörterbuch. Bonn 1992.

Nawrot, Monika: Das Phänomen des Heiligen in japanischen Religionen. Unter besonderer Berücksichtigung des Zen-Buddhismus und einigen ausgewählten, in Deutschland ansässigen religiösen Organisationen. Berlin 2015.

Nawrot, Monika: Die „Hamsa Yoga Sangh“ Seelengemeinschaft. In: MD Zeitschrift für Religions- und Weltanschauungsfragen, 9/2017, 341-347.

Nawrot, Monika: Hamsa Yoga Sangh (weltweite Vereinigung von Gurunath).59. Ergänzungslieferung 2019. In: Michael Klöckner/Udo Tworuschka (Hg.): Handbuch der Religionen. Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften in Deutschland und im deutschsprachigen Raum. Hohenwarsleben 2019, VIII-11.1, 9-10.

Otte, Klaus: Dialog dank Mystik. Bonn 2010.

Otto, Rudolf: Das Heilige. Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen. München 2004. Nachdruck der ungekürzten Sonderausgabe 1979 (1917).

Ders.: Das Gefühl des Überweltlichen (Sensus Numinis). Esther von Krosigk (Hrsg.) 2007 (1932)

Schinzer, Reinhart: Rudolf Otto – Entwurf einer Biographie. In Ernst Benz (Hg.) Rudolf Otto’s Bedeutung für die Religionswissenschaft und die Theologie heute. Leiden 1971, 1-29.

Parahamsa Yogananda: Autobiography of a Yogi. Los Angeles, California 90065-3298, -USA, Thirteenth edition 1988. This printing 2008.

Swami Nityananda Gin: Kriyâ-Yoga – The Science of Life-force. Munshiram Manoharlal, Neu-Delhi 2013.

Yogiraj SatGurunath Siddhanath: Flügel zur Freiheit. Reise eines Nath Yogis, überarbeitete Version, Hamm 2011.

Yogiraj Gurunath Siddhanath: Babaji. The Lightning standing still. Alamo, CA 2010. Second Edition 2012. Amazon CreateSpace Reprint, May 10, 2014.

Yogiraj Siddhanath: Gurunath Gita. Siddhanath Publications, Bangalore 1st Edition April 2013.

Weber, Edmund: Erfahrungen mit dem Heiligen im Hindutum. In Thomas Schreijäck/Vladislav Serikov (Hg.): Das Heilige interkulturell. Perspektiven in religionswissenschaftlichen, theologischen und philosophischen Kontexten, Ostfildern 2017, 331-343.

Internet

Weber, Edmund: Die Wiederkehr des Heiligen. Rudolf Ottos hagiozentrische Grundlegung einer autonomen Religionswissenschaft und Religionskultur. Journal für Religionskultur Nr. 40 (2000).

Auszug aus dem Gebet für den Weltfrieden. www.seicho-no-ie.de/home/zusammenkuenfte [Zugriff 11.07.19]

http://www.kriyayogaberlin.de/yogirajsatgurunath/methoden/erdfriedensmeditation/ [Zugriff 16.07.19]

Du bist die göttliche Seele – Yogiraj Satgurunath Siddhanat https://youtu.be/34ucmwX7QbU [Zugriff 17.07.19]

On Meeting The Divine Babaji https://youtu.be/qvO6arFk330 [Zugriff 19.07.19]

Masters of the White Lodge, Shambhala, Shangri-La, Sambalpur  https://youtu.be/hin/BuyADKk [Zugriff 19.7.19]

Dokumentation über das erste Treffen mit Babaji erzählt an Originalschauplätzen von YogirajSatGurunath https://www.cultureunplugged.com/documentary/watch-online/play/8400/Wings-to-Freedom [Zugriff 19.7.19]

[1] Nath: von natha (skrt.): „Herr, Beschützer“,  Bezeichnung der Meister des Yoga, der Herren aller Yoga-Formen.

[2] Rajayogi (skrt.) jemand, der den Weg des Rajayoga geht oder vollendet hat.

[3] Nach Yogiraj SatGurunath 2011, 387 bedeutet Satguru: „Der spirituell Gewichtige“ – ein Meister, der das im Menschen wohnende spirituelle Licht freisetzt, ein erleuchteter Aspekt des Göttlichen.

[4] Siddha (skrt.): „fähig“ – eine Person, die das wahre Selbst erkannt oder Selbsterkenntnis erreicht hat, jemand, der alle Möglichkeiten, die im Menschen vorhanden sind, im Dienste Gottes nutzen kann.

[5] Yogiraj SatGurunath Siddhanat 2011, 5.

[6] Schinzer 1971, 30.

[7] Gantke 2017, 423.

[8] Weber 2017, 331.

[9] Yogiraj SatGurunath Siddhanath 2011, 25.

[10] Ebd. 27.

[11] Ebd., sowie Nawrot 2017, 343.

[12] Ebd.

[13] Ebd.

[14] Aus dem Englischen „ Autobiography by a Yogi“, ins Deutsche übersetzt von Chandravali Divya Schang.

[15] Yogiraj SatGurunath Siddhanath 2011, 106

[16] Ebd., 16, sowie 2014, IV.

[17] Ebd. 2011, 1.

[18] Auszug aus dem Gebet für den Weltfrieden: http://www.seicho-no-ie.de/home/zusammenkuenfte [Zugriff 11.07.19] – Ein ähnliches Phänomen findet sich in der Hoch-Scholastik insbesondere im Thomismus: Das meditativ-versunkene Eins-Sein der Gott zugewandten Seele erweist sich in der „Gelassenheit“ (Meister Eckhart) einer „unio mystica“ (Albertus Magnus) – „gratia supponit naturam“ (Thomas von Aquin). Nach Klaus Otte 2010, 38 ist Sinnerfahrung Seinserfahrung: „Diese wird aus dem mystischen Grund gegeben und fließt reflexiv in die menschliche Sinngebung ein. Sinngebung ist induktiv vom Menschen erspürt, gezeitigt, geortet und in der Sprache weitergereicht in einen global wachsenden Seinsprozess. Der Sinn gestaltet auf diese Weise universal-ontische Zusammenhänge der Wirklichkeit als Seinszusammenhänge.“

[19] Das Göttliche Wesen in Gestalt eines Kindes zum Wohlergehen der ganzen Welt begründet die personifizierte Heilszusage im Christentum.

[20] Yogiraj SatGurunath Siddhanath 2011, 4. Die bei einigen Wörtern und Ausdrücken vom Autor in der englischen Originalversion verwendete Großschreibung wurde übernommen, die Bedeutung hervorzuheben.

[21] Mittwede 1992, 146.

[22] Das rituelle Umschreiten eines Tempels oder heiligen Ortes geschieht immer von links nach rechts, so dass die rechte Körperseite der Mitte zugewendet bleibt. Ebd. 166-167.

[23] Yogiraj SatGurunath 2011, 4-5.

[24] Parallele Priesterweihe: Im römisch-katholischen Kultus nimmt ein Geistlicher bei seiner Weihe zum Priester eine ähnlich ausgestreckte Körperhaltung in Bauchlage ein.

[25] Otto  1932/2007, 203 stellt in seinem Kapitel „Urlaute und Untertermini des Sensus Numis“ fest, dass sich Gefühle, als Spannungszustände des Gemütes, in Lauten entladen: „Daß das numinose Gefühl, als es erstmalig durchbrach, auch Laute und zunächst nur Laute, nicht Worte fand, ist selbstverständlich.“

[26] Vgl. Yogiraj SatGurunath Siddhanath 2011, 5-9: In den vedischen Texten wird tat häufig benutzt, auf das unaussprechliche Seinsprinzip, das unergründliche Geheimnis des unendlichen Absoluten hinzuweisen. Sowie Mittwede 1992, 233.

[27] https://www.cultureunplugged.com/documentary/watch-online/play/8400/Wings-to-Freedom [Zugriff 19.7.19]

[28] Yogiraj SatGurunath Siddhanath 2011, 59-60.

[29] Ebd., 2010, 155 sowie 2011, 180.

[30] Ebd.; 2010, 156 sowie 2011, 181.

[31] Hamsa (skrt): Schwan oder Seele, in diesem Fall auch Schüler.

[32] Kriya (skrt.): Handlung oder Tat.

[33] Vgl. Nawrot 2019, 2.

[34] Surya (skrt.): Sonne

[35] Asana (skrt.): „der Sitz“ – Bezeichnung für Sitz- und andere Positionen im Yoga. Wenn diese für längere Zeit als bequem empfunden werden und stabil sind, bewirken sie die Beständigkeit der körperlichen Position und die im Herzen erblühende innere Freude.

[36] Parallele zur griechisch-hellenischen Kultur: Gaia-Vorstellung.

[37] www.kriyayogaberlin.de/yogiraj-satgurunath/methoden/erdfriedensmeditation/ [Zugriff 16.07.19]

[38] Weber: 2000, 12.